Interview mit SpringtOifel erschienen in der Druckausgabe von Skinup #42 im Nov 1996

Trotz des gestiegenen Interesses an SpringtOifel gibt es ja immer noch Vorbehalte gegen Euch (siehe den verpatzten Auftritt mit Cock Sparrer in München). Die Begründung war jedesmal, daß SpringtOifel rechts oder was weiß ich was sein sollen. Könnt Ihr Euch das erklären, woher kommt das?
Olaf: Das kommt wohl durch die Dummheit und Unwissenheit von den Leuten, die so Behauptungen aufstellen.
Paul: Wir selber haben uns sowieso nix vorzuwerfen. Wir haben uns eigentlich immer (politisch gesehen) zwischen die Stühle gesetzt, indem wir gesagt haben: „Wir geben uns für keine der beiden Seiten her, wenn man das jetzt mal konzentriert auf links und rechts!“ Wir sind die SpringtOifel, wir machen das, weil es unser Hobby ist: Das soll uns Spaß machen und wir lassen uns da von keiner Seite einnehmen. Wir machen sowieso das, was wir wollen. Wenn das anderen Leuten gefällt, dann ist das schön. Das gefällt uns natürlich auch. Aber wir werden nie das Fähnchen nach dem Wind drehen. Und wenn die Leute das nicht richtig einschätzen können, dann ist das wirklich nicht unser Problem. Von unserer Seite aus wurde alles getan. Gerade auf der letzten LP, wo wir uns – wie soll man sagen? – dazu herabgelassen haben, klarzustellen, wo wir politisch stehen. Das muß genügen! Wenn’s nicht schon durch die Musik ‘rübergebracht wird. Weil, wir sprechen mit Musik.

Das fand’ ich auch recht bemerkenswert, daß Ihr auf der letzten Platte ein „politisches“ Lied hattet, während Ihr Euch sonst
Olaf: gesträubt habt.

Meint Ihr, daß das jetzt notwendig war?
Ole: Da ham wir schon lange mit gekämpft: „Nääh, machen wir nicht. Was soll das?“ Wie Olaf immer sagt: Wie schade, daß wir so’n schönes Lied mit so ‘nem Scheißtext verhuntzen müssen.
Paul: Schon seit Jahrzehnten möchte ich fast sagen, wird an uns herangetragen: „Macht doch mal so’n politisches Lied und drückt Euch aus!“ Das hieß für uns immer, daß wir uns erklären müssen. Und wir müssen garnix erklären. Das muß man von selbst verstehen, wenn man die Lieder hört und die Texte liest und ein bißchen Grips im Kopf hat. Praktisch von außen her, durch die politische Lage im Lande und das Verhalten gewisser Gruppen gegenüber anderen Gruppen, haben wir dann irgendwann gesagt: Jetzt ist Feierabend, jetzt machen wir mal was! Aber es war sehr widerwillig. Aber wenn wir was anfassen, dann wird das konsequent durchgezogen. Das darf man so nicht falsch verstehen. Wir geben uns bei so einem Lied nicht weniger Mühe. Das Lied ist für uns korrekt, hat ‘nen guten Text und sagt alles aus, was wir dazu zu sagen haben.

Inwiefern hat sich denn die Szene verändert, daß Ihr es heute notwendig findet, so einen Text zu schreiben? Oder sind die Leute Euch mit der Forderung nach einem Statement so auf die Ketten gegangen, daß Ihr es dann endlich gemacht habt?
Paul: Das liegt wohl eher daran, daß sich die Szene doch schon verändert hat gegenüber früher. Früher war das völlig wurscht. Da war einer Skinhead und wurde nicht erst gefragt, ob er politisch korrekt ist oder welchen Aufnäher er auf der Jacke hatte. Das gab’s alles gar nicht. Das hat sich erst in den letzten Jahren so entwickelt, dadurch, daß die beiden Seiten stark über die Stränge schlagen durch irgendwelche Idioten, die neu dazugekommen und sich irgendwie hervortun müssen. Irgendwie ist das alles extremer geworden. Vielleicht hat das auch mit der politischen Lage im Lande zu tun. Das könnte alles so’n Spiegel der Gesellschaft sein.

Inwieweit habt Ihr Euch selbst auch verändert? Ihr habt doch auch schon mit Bands gespielt, mit denen Ihr heute wahrscheinlich nicht mehr auftreten würdet.
Paul: Es gab auch damals schon gewisse Grenzen für uns. Es gab auch schon Angebote für RAC-Festivals, die andere Bands wahrgenommen haben, die heute Größen im Rockgeschäft sind. Wo wir immer gesagt haben: Nee, machen wir nicht! Es war damals schon interessant für eine Band, ein Angebot über 2.000 DM zu kriegen, wo wir normal für 500-600 Mark gespielt haben. Aber wir machen’s ja nicht wegen dem Geld! Das ist uns völlig schnurz. Wir sind ‘ne Hobbyband, wir gehen alle arbeiten. Und da hab’ ich das nicht nötig, mich verkaufen zu müssen, daß ich sowas annehme. Wir wollen uns ja nicht benutzen lassen. Da sind wir schon wieder beim Thema.

Wo wir schon dabei sind, dann sagt doch mal was über den Sampler „6. für Deutschland“, auf dem Ihr gegen Euren Willen drauf seid?
Paul: Wir haben angefangen gegen den Nowotny zu klagen, weil bei dem haben wir nie ein Pfennig gesehen. Wir haben auch von anderen Bands gehört, die bei dem nie ‘nen Pfennig Geld gesehen haben. Wir lassen das nicht mit uns machen. Das ist auch so’n Ding, wo die SpringtOifel-Einnahmen in tausender Größen hinfließen, um dem das Leben schwer zu machen. Das ist ein Verfahren, zu dem ich jetzt nichts mehr sagen will. Und dann sag ich mal noch was zu dem „6. für Deutschland“. Wir hatten unsere Klage angeleiert, damit wir unser Geld von den Verkäufen der „Schwere Jungs“-LP kriegen. Und mittendrin hat hat uns ‘n Kumpel angerufen: „Hey, ich hab’ ‘n Sampler gesehen, da seid Ihr drauf mit Böhse Onkelz, Kahlkopf, usw.“ Und wir wußten davon gar nichts. Der hat einfach zwei Lieder ausgekoppelt ohne uns zu fragen. Da ist dann gleich ein neues Verfahren angelaufen. Da haben wir dagegen geklagt, daß dieser Sampler weiter verbreitet wird. Das haben wir in der ersten Instanz verloren. In der zweiten Instanz beim Oberlandesgericht Frankfurt haben wir gewonnen. Das Ding war verboten und mußte vom Markt genommen werden. Und dann ist es aber nicht vom Markt verschwunden. Unter Mitwirkung dieser netten Agentin 007 (zeigt auf eine Person, die natürlich hier nicht genannt wird, weil eben Agentin usw.) haben wir in verschiedenen Ländern „Beweismittel“ gekauft. Das Verfahren ist noch in der Schwebe. Dem woll’n wir eine auf’n Sack hauen, weil er sie nicht sofort vom Markt genommen hat. Im Urteil steht drin, daß es verboten ist, das Ding mit uns auf den Markt zu bringen bei 500.000 Mark Geldstrafe. Und das wär natürlich schon Klasse, wenn wir dem dermaßen eine ‘reintun könnten. Dann ist er, würd’ ich sagen, wirtschaftlich tot. Das wär schon prima!

Aber die 500.000 Mark kriegt Ihr nicht?
Paul: Nein, scheiß drauf! Das reicht, wenn wir den fertig gemacht haben. Wir prozessieren seit vier Jahren. Da haben wir viel Zeit und Energie hineingesteckt. Wir haben den längeren Atem! Außerdem gibt’s immer noch Plan B (lacht).

Der hier wahrscheinlich nicht zur Sprache kommt.
Olaf: Nööh!
Paul: Vielleicht kommt der trotzdem zum Tragen. Man weiß das noch nicht.

Es gibt ja nun auch umgekehrt gewisse rechte Kreise, wo Ihr als Linke angesehen werdet. Z.B. habt Ihr in einem Interview mal einige abwertende Bemerkungen über einen verstorbenen englischen Popsänger gemacht, wo sich dieses merkwürdige Blatt aus Düsseldorf aufgeregt hat, das sich nach einem berühmten Film von einem noch berühmteren jüdischen Schauspieler benannt hat. Wie heißt das noch?
Olaf: „Moderne Zeiten“.

Ja, genau. Und dann könnten das einige Leute auch nicht verstehen, daß einige von SpringtOifel bei den Zecken vom Skin Up mitschreiben. Habt Ihr da keine Probleme mit?
Olaf: Probleme ham wir keine! Das find’ ich echt ‘ne Frechheit! (allgemeines Gegröhle)
Ole: Es gibt andererseits auch wieder Anfeindungen, wo die vermeintlichen roten Zecken im Skin Up als FAPler enttarnt wurden.

Was? (ein riesiges Fragezeichen schwebt über meinem Haupt. Das Gegröhle nimmt unheimliche Dimensionen an)
Ole: Es gibt ja diese Leute aus unserer Band, die schreiben in diesem kommunistischen Fanzine aus Berlin, in diesem Skin Up. Und die sind allerdings auch als Rechte enttarnt worden, weil sie sich z.B. nicht sehr lobend über den Verlauf der Chaos-Tage geäußert haben. Da sind sie als Rechte entlarvt worden.

Von wem?
Ole: Ich denke vom Suburbia oder? – Wo kommt wohl Reiner Raffe her? Skin Up-Leser wissen mehr.

Ach ja. – Der Wastl hat in der Stellenausschreibung schon Eure Musikrichtungen erwähnt: Punk, Ska, Reggae, Klassik, Hardcore, Polka, Swing, ...
Ole: Schlager war glaub’ ich auch dabei.

Bei diesen ganzen Einflüssen, und das hört man ja auch, seid Ihr ja schon seit längerem nicht mehr unbedingt das, was man eine „klassische Oi-Band“ nennen könnte.
Ole: Das ist wohl klar.
Paul: Das ist der Spiegel der Band. Jeder bringt halt so was ein. Aber das war eeigentlich schon immer so, wir waren nie ‘ne „klassische Oi-Band“ in dem Sinne. Das hast du schon bei der ersten Platte gesehen im Vergleich zu klassischen Oi-Bands wie Cockney Rejects und so Bands.
Da kann man natürlich drüber streiten, was eine „klassische Oi-Band“ ist. Ich kenne aber kaum Bands aus der gleichen Ecke, die so viele unterschiedliche musikalische Einflüsse hat.
Paul: Vielleicht in Spanien Decibelios oder Kortatu. Die spielen ‘n bißchen Ska/Reggae-lastig. Aber die machen auch viel Folk.
Olaf: Ham’ sie zumindest gemacht.
Paul: Wenn wir was zugeschickt bekamen und sollten da was zu sagen, da haben wir dann kein Blatt vor den Mund genommen. Selbst bei guten Freunden nicht. (guckt mich an) Willst Du jetzt ein Beispiel hören?

Natürlich!
Paul: Also z.B. Pedder von Daily Terror, der hat u.a. mit uns ‘nen Sampler gemacht.

Obwohl Ihr nun vorrangig auf deutsch singt, kriegt Ihr doch viel Post aus dem Ausland. Versteht Ihr das eigentlich, was die da fragen und versteht Ihr überhaupt, warum die Euch schreiben?
[...] Ole: Deswegen gebe ich mir auch immer sehr viel Mühe bei der Beantwortung der Fragen. Obwohl mir das letztens passiert ist, daß ich einen Rückbrief mit Dank für die Beantwortung der Fragen bekommen habe, der mit „Heil Victory!“ überschrieben war. Da hab’ ich dann auch gedacht: „Oh, das war’s dann wohl nicht!“
Paul: Wie heißt das? No risk - no fun!
Ole: Ja, richtig!
[...] Paul: Tote Hosen mag ich aus anderen Gründen nicht! Früher haben wir ja oft genug mit denen getrunken. Aber irgendwann ist das so ‘n bißchen auseinandergegangen. Wenn man auf einen Tote Hosen-Gig nicht reinkommt, weil man Skinhead ist. Und das ist ‘ne Veranstaltung von der Gewerkschaftsjugend und ich bin in der IG Metall, dann lach ich mich tot. Da hab’ ich dann gesagt: Leckt mich am Arsch!

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