Interview mit SpringtOifel erschienen in der Druckausgabe von Moloko Plus #20 im April 2002, mit freundlicher Genehmigung von Torsten (www.moloko-plus.de)

Olaf, Du spielst seit 20 Jahren mit den SPRINGTOIFELN. Wie gut kannst Du Dich noch an Dein erstes Konzert erinnern?
Unser erstes Konzert hatten wir in unserem damaligen Proberaum, Ende 1981. Da waren gut 30 Leute da und es war mehr eine große Party mit Livemusik. Wir haben uns dann auch in den Proberaum zurückgezogen und ein halbes bis dreiviertel Jahr an der Musik gearbeitet (so richtig mit Breaks, Tempowechseln und Ska-Einsätzen). Im August 1982 hatten wir dann unseren ersten großen Auftritt bei einem Mainzer Indiependent-Festival im Mainzer KUZ, bei dem wir allerdings die einzige Band waren, die Punk spielten. Der Rest waren so unsäglich langweilige Bands mit an sich selbst gestelltem künstlerischen Anspruch.Es waren gut 500 Leute da und besonders bei den anwesenden gut 100 Punks kamen wir gut an. Am besten ist mir in Erinnnerung, daß ich 2 mal besoffen von der Bühne gefallen bin (ich war erst 16 und hab nicht viel vertragen). Genaugenommen bin ich hiermit der erste Stagediver. Wir haben damals ne halbe bis dreiviertel Stunde gespielt und hatten Ur-Versionen von "Russische Nacht", "Stiller Zecher", "Bauersee" und ein paar Sexpistols und Cockney Rejects Sachen im Programm.

Wie lange hat es gedauert, bis Du von Dir aus gesagt hast: "So, jetzt bin ich mit dem Sound, den wir machen, zufrieden"? Oder ist der Anspruch nach und nach mit der Entwicklung gestiegen?
Wir machen ja ständig neue Sachen, von daher kann man gar nicht sagen:"Das ist jetzt der SpringtOifel Sound und so soll es bleiben!!". Wir haben uns schon immer zusammengesetzt und unsere Vorlieben, was Musikstile betrifft, zu verarbeiten. Wenn es um meinen Lieblingssound gehen würde, wäre SpringtOifel ´ne Ska-Band. Aber auf der anderen Seite wollte ich noch nie in einer reinen Ska-Band spielen, das würde mir zu schnell langweilig werden. Was den Sound auf den Platten angeht, ist das eine etwas andere Sache. Da haben wir uns bei den ersten Platten einfach zu sehr auf die Studioleute verlassen. Wir hatten auch keine genaue Ahnung. Mittlerweile bringen wir die Tontechniker oft fast zur Verzweiflung. Bei unserer neuen Doppel LP, für die wir zusammengerechnet gut 6 Wochen im Studio waren (auf 1,5 Jahre verteilt) war es besonders krass. Ich weiss nicht, wieviel Roughmixes, Vorabversionen, Schlußversionen mit Brennfehlern, Vinylanpressungen und DAT-Bänder ich hier rumfliegen hab von dem Teil (mal von den Plattencover, Videos und Raketenbastelbögen abgesehen). Das war echt eine schwere Geburt. Aber am Ende stimmts und damit ist die Baustelle abgeschlossen !

Am Erfolg gemessen - welcher Zeitabschnitt war da der beste für Euch SpringtOifel? Gab es auch mal richtig schlechte Zeiten, wo Ihr am liebsten alles hingeschmissen hättet? (Ich erinnere mich da an ausgeraubte Proberäume, Prozesse gegen Ingolin aus Berlin...)
Jede Zeit hatte ihre Reize. Man kann echt nicht sagen, von 81-84 vor der ersten Platte, das war die beste Zeit oder so ähnlich. Ich flenn eh´ nicht rum und sage: "buhuuu früher war alles besser", das ist Kinderkacke. Ich fühle mich gerade sehr wohl, nicht nur bandmässig, auch sonst. Wir haben ein prima Konzertjahr hinter uns, waren lange im Studio, ich bin nach Mannheim umgezogen (wurde auch mal Zeit, nach 11 Jahren Wochenendbeziehung mit meiner geliebten Anne) und so weiter. Natürlich gab es für jeden mal ein paar Augenblicke oder Zeiträume, wo man denkt, wofür eigentlich die ganze Scheiße. Hin und wieder hatten wir mal Fehlbesetzungen in der Band (seltsamerweise meistens am Schlagzeug. So hatten wir mal 1992 einen Drummer Namens Peter, der einen schier zur Verzweiflung bringen konnte. Es war in der Zeit als unser Paule wegen seines Studiums kaum Zeit hatte. Wir suchten einen neuen Schlagzeuger und gleichzeitig einen Proberaum. Da sprach mich der besagt Peter bei einem Sanitärgroßhändler an und sagt, dass er Schlagzeug spielt und einen Proberaum hat. Also haben wir ihn einfach genommen. Er hatte null mit der Szene zu tun, was ja nicht weiter schlimm ist. Weitaus tragischer war, daß er außer einem Schlagzeug und einem Proberaum nur noch ein großes Maß an Selbstüberschätzung und vollkommene Talentfreiheit in die Band mitbrachte. Das Lied "Oi!-Konzert" war damals noch brandneu und wir haben es mit ihm geprobt. Ganze 4 Wochen und er konnte es einfach nicht. Obwohl das echt einfach zu spielen ist. Wir haben auch nur ein Konzert mit ihm gemacht, das war ein verschenktes Jahr und sowas quält einen. 3 Wochen vor dem Studiotermin zu "Satanische Takte", bekamen wir mal den Proberaum total ausgeräumt (Knapp 20000.-DM im Eimer). Das war zwar auch hart, spornt aber auch an. Genau so wie wir die Sache mit dem damaligen Produzenten Ingo, gegen den wir mehrere Prozesse führen mussten und auch gewannen (trotzdem hat uns das gut 10000.-DM an Kosten verursacht). Wegen kurzfristig abgesagten Konzerten ärgern wir uns halt mal kurz und dann ist es auch schon wieder gut. Das wäre jetzt kein Grund irgendwelche Schießeisen in Getreide zu schmeißen. Im Endeffekt wird man eh entlohnt. Wenn man ´ne Idee hat, ob es jetzt ein Lied ist oder ein Titel für eine Platte, ein Poster oder ein Bierkrug, dann machen wir das einfach. Wir haben im Studio freie Hand und wenn wir ne Platte machen wollen, dann machen wir die. Bei den Titeln redet uns keiner rein (es hätte auch keinen Zweck, da wir sehr beratungsressistent sind) und natürlich sind da noch die Konzerte. Da weiss man wirklich, für was es sich lohnt, zweimal in der Woche zu proben und den ganzen anderen Bandkram zu machen.

Gehen wir mal ganz zurück zu Deinen Anfängen, Ende der 70er, die frühen 80er... Wie sah es damals in Mainz und Umgebung undergroundmäßig aus? Und wie ist der Virus auf Dich übergesprungen?
Oh je, Mainz war echt Underground, volle Kanne, da konntest du London vergessen. Es war nix los! Wir hatten einen Lichtblick in Wiesbaden, 1979- bis Mitte der 80er eine recht geile Konzert-Halle (Wartburg hieß das Ding und ist, glaube ich, heute ne Disco) in der alles spielte, was damals Rang und Namen hatte. Mit 15/16 sah ich da das erste mal Specials, Madness, Selecter und Clash, Undertones, 999 usw. Das hat schon mal ganz gut geprägt, wie man sich vorstellen kann. Auf die Musik hat mich meine große Schwester Marisa gebracht zumindest auf den ersten Geschmack. Ansonsten haben wir halt abgehangen, zwei Mann ein Sechserpack (wenn ich mir überlege, dass uns laut Konzertvertrag heute pro Mann ne Kiste zusteht und wir die auch trinken, bekommt man schon Angst vor sich!!!), in der Stadt mit irgendwelchen Punks. Bis ich irgendwann Mitte 81 auf ner Party den Paule und 3 Kumpel kennen lernte und wir uns von Anfang an prima verstanden haben. Die hatten gerade ne Band gegründet und brauchten noch nen Sänger. Ich hab dann gesagt, ok, ich mach mit, aber meine Orgel auch. Seit dem Tag proben wir. Wär ich bloß nicht auf die Party gegangen!!!

Gigs waren in den 80ern dünn gesät. Hattet Ihr auch Schwierigkeiten, überhaupt spielen zu können, oder gab es für Euch da weniger Probleme?
Na ja, 26 Konzerte in den ersten neun Jahren sind doch gar nicht schlecht oder? OK andere machen das auf der linken Arschbacke in einem Monat, sehen danach aber auch aus wie selbige. Für so wenig Konzerte gab es verschiedene Gründe. Einmal war es in den Achtzigern, mehr als in den letzten 10 Jahren, ein großes Problem gewesen, Oi!-Konzerte zu veranstalten und zweitens, das ist eigentlich der Hauptgrund für unsere wenigen Konzerte, hatten wir nie Bock eine "Tour" zu machen, soll heißen 14 Tage, jeden Tag ein anderer Ort und ein anderer Gig. So was klingt zwar toll, das "toll" endet aber nach 5 Tagen, wenn man in Hinterkleckersdorf vor 5 Leuten spielt, wovon 7 auf der Gästeliste stehen. Uns ist da echt lieber, 2 Konzerte an einem Knallerwochenende wie jetzt z.B. Leipzig/Berlin, Anfang Dezember mit gut 1200 Leuten, dann 5 Wochen Rekonvaleszent in heimatlichen Gefilden, um wieder auf den Teppich zu kommen, um dann mal einen kleinen Abstecher nach Bad Muskau zu machen, um dort aufzuspielen. Das ist für uns wie ein Betriebsausflug, mit dem Vorteil ,daß man gerne mitfährt. Wir ziehen und zogen die dünn gestreuten Konzerte vor, da bleibt der Spass erhalten, zumal ich nach 2 Konzerten bei einem dritten echt Probleme mit dem Gesang hätte. Als weiteren Faktor kommt noch hinzu, daß wir mittlerweile 2 Väter in der Band haben (Paule x 4!!!!, Peter x 2!!) und da ist die Tour eh nicht mehr zu machen.

Ihr hattet es bis vor kurzem vermieden, politische Texte zu schreiben, seid zu Beginn Eurer Karriere aber auch mit extremen Rechtsaussen-Bands aufgetreten. Aus heutiger Sicht siehst Du das sicher anders, was waren damals die Gründe, mit solchen Bands Marke Kruppstahl aufzutreten?
Mit denen haben wir 87 mal gespielt und davor 86 und ebenfalls 87 zweimal mit Endstufe. Wir haben uns da keine Gedanken gemacht, es ist ja nicht so, daß man, sobald man irgend ´ne Band als Vorgruppe hat, deren Ideologie übernimmt. Ich persönlich fand die beiden Bands immer schlecht (außer "Immer in die Eier" von Endstufe, aber das hören noch ganz andere Leute heute noch unter der Bettdecke). Kruppstahl haben "Skinhead Moonstomp" grottenschlecht nachgespielt und zwischendrin den rechten Arm gehoben, ich empfand das eher als Realsatire. Ich kann über sowas lachen. Bei den Konzerten ist es auch geblieben. Zudem haben wir nicht erst vor kurzem mit politischen Texten angefangen. Wir haben da immer noch die Single "A&P" mit eben diesem Stück auf der A-Seite. Auch haben wir auf unseren Platten, fast wie im Gästebuch unserer Web-Seite versteckte Botschaften. Wenn du die Platte "Tanz der Teufel" rückwärts spielst, erscheint bei "Russische Nacht" eine Rede von Karl Marx und bei der Platte Weck,Worscht & Oi! kannst du beim Titelstück, wenn du genau hinhörst ein Rezept für eine Prima Gemüsesuppe raushören!! Das Rezept ist übrigens von mir!!!

Waren das denn für Euch Konzerte wie jedes andere auch? Wie ist es überhaupt zu diesen Gigs gekommen? Ihr werdet Euch doch sicherlich auch über das zu erwartende Publikum Eure Gedanken gemacht haben. Fühlt man sich nicht unwohl, wenn man zum "Bierdosen-Twist" etliche siegheilende Ärmchen entgegengestreckt bekommt?
Die Konzerte mit Endstufe hatte einer aus Augsburg veranstaltet, ne Altglatze, der war damals glaub ich so alt wie ich jetzt. Wir sind da aber gar nicht mit gemischten Gefühlen hingefahren, für uns war immer klar gewesen, daß wir demjenigen aufs Maul kloppen, der während unseres Auftritts "Sieg Heil" brüllt oder ähnliches. Das ist selten mal vorgekommen, und dann gabs auch das ein oder andere Brett, bzw. haben wir das Konzert abgebrochen. Auf jeden Fall wird mir zu viel Geschiss um die 3 Konzerte gemacht, die jetzt gut 15 Jahre zurück liegen.

Wie hat sich die Szene - oder besser gesagt: Eure Zuschauer - im Laufe der Zeit gewandelt?
Groß gewandelt hat sich da nix, am Anfang gab es halt nicht so viele Glatzen auf unserer Welt, also waren es halt mehr Punks und irgendwelche anderen Gestalten die auch die Musik mochten (oder die einfach nix besseres - oder schlechteres - gefunden haben).

Zuletzt hattet Ihr einen Gig in Bad Muskau; welche Unterschiede siehst Du da zu den Konzerten am Anfang Eurer "Karriere"?
Karriere? Das ist ja lustig. Früher sind wir zu Konzerten eher ins "Blaue" gefahren und sind damit auch öfters über den Tisch gezogen worden. Das soll heißen, wir hatten per Telefon was klargemacht (Gage, Übernachtung, Anlage usw.) und am Schluß war alles anderes. Das waren teilweise herbe Enttäuschungen. Dann haben wir zu 5 im Bandbus gepennt oder die komplette Gage ging für die Verköstigung der Band drauf. Beispiel 1989 in Rickelrath. Da gab es was weiss ich für ne Gage und wir mussten am Ende noch 100.-DM draufzahlen, weil wir 5 halbe Hinkel mit Pommes und 4 Kästen Bier gesoffen haben. Dafür durften wir dann in der Küche von nem Thairestaurant pennen, was die Putzfrau am nächsten Morgen etwas die Luft genommen hat. Da haben wir natürlich gesagt, das kann es wohl nicht sein und haben halt mal mit Konzertverträgen angefangen. Zumal man mit zunehmendem Alter auch keinen Bock mehr hat, bei der Mutter des Veranstalters unter dem Wohnzimmertisch zu pennen und zum Frühstück erstmal in den Wald zu gehen, um sich ne Wildsau zu schießen. Das hat sich jetzt geändert. Es ist alles etwas geregelter aber trotzdem voller Überraschungen, nur dass sie jetzt eher positiver Natur sind. Wie jetzt z.B in Bad Muskau, wo das Hotelzimmer 50 Meter von der Bühne weg ist.

Wie wichtig ist Euch das Verhältnis zu den Vorbands? Sucht Ihr Euch nach Möglichkeit die Bands selbst aus, sucht Ihr backstage den Kontakt zu ihnen oder bleibt Ihr eher unter Euch?
Ich hab auch immer meinen eigenen Backstageraum mit Dusche, 25 Jungfrauen und einem kleinen Palmengarten zum Lustwandeln. Des weiteren ist auch ein elektrischer Bulle für die Kurzweil vorhanden. Ansonsten stehe ich nur zur Zeit des Konzerts mit anderen Lebensformen in Kontakt. So, jetzt weißt du, wie ich es gerne hätte und nun sag ich dir, wie es wirklich ist: Wir bekommen meistens von den Veranstaltern eine oder 2 Vorbands vorgeschlagen. Dann hören wir uns im Proberaum die ganze Sache an und sagen dann meistens dem Vorschlag zu. Im anderen Fall läuft es dann so, daß sich Bands bei uns melden, die Interesse haben, Vorband zu sein und wir hören uns das ebenfalls im Proberaum zusammen an und schlagen das dann den Veranstaltern vor. Vor, nach und teilweise auch während der Konzerte hockt man dann meistens zusammen, trinkt einen usw. Das kommt dann immer auch auf die Leute von den anderen Bands an. Die einen sind locker darauf, die anderen verstockt, wobei ich jetzt, schade schade, keine Namen nenne. Aber eigentlich kann man sagen, dass wir mit allen Bands, mit denen wir so zusammen spielen und spielten, gut klar kamen. Jede hat halt ihre Eigenheit, meistens welche die uns amüsieren. So hatten wir schon mal ne Vorband, da kam die Hälfte zum Soundcheck mit sich gegenseitig gekloppten blauen Augen und das war nicht das letzte mal, dass die sich an dem Abend gekloppt haben. Bei einer anderen gab es die ganze Nacht lauthals Diskussionen über ganz banale Nichtigkeiten, die auch in einer Schlägerei endeten, und wieder andere haben dem Paule nach dem Konzert die zuvor ausgeliehenen Bass-Seiten mit den Worten: "Von dir will ich nix geschenkt!!" zurück. Sehr spassig war auch, als mich mal der voll als Glatze durchgestylte Drummer einer Vorband, vor einem Konzert und noch nüchtern, mit Blick auf unser "Alle Macht den Droogs- Poster" fragte:"Das sind denn "Droogs"( er sprach es natürlich im deutschen Wortlaut aus). Aber das sind eigentlich Sachen, die man sich so auf langen Fahrten im Bandbus erzählt ( Nach dem Motto:"weist du noch..."). Die meisten Bands, mit denen wir die Ehre hatten zu spielen, haben uns Spass gemacht, wir schauen uns das auch immer an und feiern natürlich auch zusammen und in den meisten Fällen spielen wir auch öfters zusammen.

Bei welchen Bands würdest Du Dich denn mal gerne melden, um bei ihnen als Vorband zu spielen?

Also, vor gut 3 Jahren war ich mal auf nem Harry Belafonte Konzert, da hätte es mir Spass gemacht, ansonsten fällt mir da nicht viel ein (kaum zu glauben, gell!!!), wir würden allgemein halt gerne mal einfach "Vorband" sein, so nach dem Motto: "Guten Tag liebe Leute wir sind die SpringtOifel und wir sind heute die Vorband und danken blablabla (von mir aus "Kruskowatzch" übrigens die Newcomer- Oi! Band aus Kirgiesien), dass sie uns eingeladen haben!!!". OK, ich gebs zu, "Motörhead" wär mal ganz spassig und bei "Madness"(aber nicht in dem blöden Finsbury-Park) würde ich mich auch nicht gerade wehren.


Habt Ihr auch heute noch so eine Art Lampenfieber vor einem Auftritt?
Das kommt immer auf den Einzelnen und die Situation an. Mir geht es eigentlich am Arsch vorbei und ich denk dem Rest auch. Okay, anders ausgedrückt: Wie ist die Gefühlslage überhaupt bei Euch vor einem Konzert? Das kommt auch wieder auf die Situation an. Meistens sind wir vor dem Konzert zu beschäftigt mit Plattenstand, Interviews, Essen, Trinken usw. Ich brauche aber vor einem Konzert immer mal 10 Minuten Ruhe und wenn ich mich auf dem Scheißhaus einschließe. Nach dem Konzert bin ich wiederum für 10 Minuten nicht gut ansprechbar, weil mein Blut voll mit irgendwelchen Ausschüttungen (Adrenalin...) ist, die erstmal abgebaut werden müssen, und wenn ich nach einem Konzertwochenende nach Hause komme, brauche ich außer meiner geliebten Anne auch keinen um mich herum.

Um mal auf Euer Jubiläums-Doppelalbum zu sprechen zu kommen. Empty Records scheint Euch ja ziemlich freie Hand zu lassen und investiert viel Geld für die Aufmachung. Wie siehst Du die Zusammenarbeit? Ist es bislang das beste Label, mit dem Ihr zusammenarbeitet?
Mit der Zusammenarbeit bei "eMpTy-Records" klappt es wahrhaftig sehr gut, aber da hatten wir, bis auf die Ausnahme mit Ingo von "Metal-Enterprise", eigentlich nie Probleme. Bei "eMpTy" ist es fast schwieriger, den Florian und den Joe zu bremsen, die sprudeln immer vor Ideen und übertreffen uns damit fast. Ich telefonierte vor knapp 2 Monaten mit den Florian und nach ner Viertelstunde hat mir fast das Ohr geblutet, der hat mir ein Gartenhäuschen voller Einfälle an den Kopf geschwätzt. Ist auf jeden Fall immer sehr spassig. Was die Umsetzung unserer Platten angeht, gibt es absolut keine Diskussion. Wir machen z.B den Vorschlag "Doppel-LP/CD" mit allem Schnickschnack, den man sich nur denken kann. Also z.B bei der neuen Doppel LP/CD "Lieder aus 2001er Nacht" jetzt der berühmte Bastelbogen im Klappcover, farbiges Vinyl, 27 Lieder, davon 13 in einer 1a Liveproduktion, der Rest im Studio neu eingespielt (Für die neue Platte waren wir gut 2 Monate im Studio!), Multimedia- Filme (eine, mit 3 Kameras aufgenommene und von Wastl geschnittene Liverversion vom "Bierdosentwist" & einen ebenfalls vom Wastl geschnittener Video über die Studioaufnahmen unseres Fußballiedes "Wir sind Mainzer") und gut 10 weitere Filmchen von 10 Sekunden bis 4 Minuten Länge mit Konzertauschnitten aus Leipzig, bei denen es hauptsächlich um peinliche Ansagen von mir zwischen den Liedern geht oder dokumentiert wird, wie sich Alkohol auf unsere Spielweise auswirkt. Dann natürlich Farbcover, mit Texten und Bildern bedruckte Innenhüllen, eine Platte in weißem Vinyl undsoweiterundsofort. Das schlagen wir dann bei eMpTy vor und jedes andere Label würde wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder die Fäuste in unsere Köpfe. Aber die sagen einfach "Ja, das ist sehr gut, macht mal", und dann machen wir und wenn die Platte komplett fertig ist, bekommen die es zu ersten mal zu sehen und zu hören. Also volles Vertrauen, wobei wir dieses Vertrauen auch nie ausnutzen würden und immer nur 100% abliefern. Man muss dazu natürlich auch sagen das auf der Platte alles auch wirklich von uns gemacht wurde, also Coverentwurf und Umsetzung, Fotos, Grafiken, Filme (die Multimediaoberflächen hat der Marcus von www.oivision.de mit dem Bennie zusammen gemacht, aber das unter unserer gestrengen Hand. Ach so, klar, Musik ist auf den Platten natürlich auch drauf und die ist auch von uns. Klar ist die Platte durch den ganzen Aufwand etwas teuerer geworden, aber klar ist auch, dass man sich zum 20ten mal was besonderes gönnen darf und bisher hat sich auch nur ein Weiterverkäufer über den hohen Preis bei mir beschwert, aber der ist eh nah am Wasser gebaut.

Na, ich glaube, bessere Werbung kann man für die Platte nun wirklich nicht machen, Du kleiner Schlingel. Du hast gerade Marcus von Oivision erwähnt, ist der auch für Eure umfangreiche Internetpräsenz zuständig? Erzähl doch mal ein paar Worte zu Eurer Homepage, wie lange seid Ihr schon online, wie wichtig ist Dir die Onlinepräsenz - und was mich besonders interessiert, wieviel Hits habt Ihr durchschnittlich in der Woche?
Wie kommst du jetzt darauf, das ich mit dem gewissenhaften Beantworten deiner Frage Werbung für unsere wirklich sehr gelungene Doppel LP/CD machen möchte? Überhaupt ist diese Platte so gut, dass sie eigentlich keiner Werbung bedarf!!!! Der Marcus hat mir die Seite gestaltet und auch den ganzen Zock gemacht von dem ich keine Ahnung hatte. Er ist ja Mädchen- ähh Mediengestalter und kann das einfach. Er ist da wirklich ein guter Partner, zu dem ich mit allen Wünschen kommen kann. Er hat die komplette Seite mit mir zusammen gestaltet und umgesetzt, den Katalog entworfen usw. halt den ganzen HTML Zock, auf den ich auch ehrlich gesagt (die erste ehrliche Aussage in diesem Interview) keine große Lust habe. Das Material - Fotos, Texte, die ganzen Inhalte - liefert die Band und ich setzt es halt rein, ob es jetzt die Tourberichte sind oder die kurzen Filmchen, alles von Hand gemacht, fast wie beim Sex. Und bevor du jetzt fragst, wie es mit der Web-Seite weitergeht und ob Neuerungen geplant sind erzähle ich gleich, daß wir unsere Domain für 10000€ zum Verkauf anbieten und auch schon die ersten Interessenten haben. Falls das nicht klappen sollte, haben wir auf unseren PC's schon die neue Version unserer Seite, die ca im Sommer/Herbst 2002 auf die Bildschirme kommt. Dort gibt es dann zum jetzigen Angebot auch noch unveröffentliche Live- MP3's, bessere Grafiken, Filme, Bildschirmschoner und eigentlich alles, was möglich und unnötig ist. Internet ersetzt uns aufs beste unser "AllernOistes", also den Rundbrief, den wir gut 5 Jahre lang rausgebracht haben und den wir mit der Eröffnung unserer Web-Seite www.SpringtOifel.de eingestellt haben. Das AllernOiste hatte am Ende gut 500 Abonnenten und was soll ich dir erzählen, es war eine Heidenarbeit, die Dinger einzutüten. Mittlerweile haben wir täglich 200 bis 500 Besucher, je nach dem was gerade mit der Band los ist und in unserer Adressliste für unser Rundmail haben wir gut 800 Leute.

Ääääh, 500 Besucher? Bist Du Dir sicher??? Egal, die Antworten hätten zwar etwas ausführlicher sein dürfen, aber trotzdem muß ich mal langsam ein Ende finden. Ihr grüßt im Booklet Eures opulenten Werkes eine Reihe von "Persönlichkeiten in Eurem Leben". Wer ist die Familie Wenga? Und warum wird Uhl nicht erwähnt, zu dem Ihr in der Vergangenheit doch ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis hattet?

Tja, Torsten, vor Konzerten und wenn ne neue Platte raus kommt, oder wenn ich über den Rundbrief auf nen neuen Tourbericht aufmerksam mache, hab ich halt mal 500 Besucher pro Tag, Spitze war mal knapp 1000. Aber normalerweise haben wir so um die 200, das nur nebenbei. Zur vorletzten Antwort: Die Familie Wenga sind einfach Paule, Dagmar und ihre 4 Kinder, und Wenga ist die fränkische Version ihres Familiennamens. Also nicht, wie du sicher befürchtet hast, etwas Außerirdisches. Das nur zur Erklärung, damit du heute Nacht wieder ruhig schlafen kannst. Zu Uhl hatten wir mal ein freundschaftliches Verhältnis, aber sowas muss ja nicht Ewigkeiten halten. Dies sollte genügen, damit du erkennst, das ich Fragen auch kurz und knapp beantworten kann!

Okay, um das Interview nun mal würdig abzuschließen: Die Toten Hosen existieren genauso lange wie Ihr, aber im Gegensatz zu den SpringtOifeln sind die Düsseldorfer nun auf allen Sendern präsent und werden untertänigst gehuldigt. Was also habt Ihr falsch gemacht? Schlechtes Management? Oder war alles doch so geplant? (hmmm, die Frage war eher als kleiner Ulk gemeint, vielleicht hätte ich die Frage anders formulieren sollen...)
Na, mein Guter, jetzt wirst du mir doch nicht anfangen, uns auch noch mit den "Toten
Hosen" zu vergleichen!! Erst die Fragen mit Endstufe und jetzt auch noch sowas, ich brech´ gleich das Interview ab, ehrlich!!! (na, jetzt aber nicht die Diva raushängen lassen, junger Mann... tr) Die Hosen machen halt gefällige Texte, etwas umschnörkelt geschrieben, sodass man als schlichtes Gemüt glauben kann, etwas rauslesen zu können. Sowas kommt an beim Radio und es gibt noch ne Frankfurter Band, die es ähnlich macht und auch erfolgreich ist, Mainstream nennt man sowas. Wenn wir jetzt angeschissen kämen mit einem Lied, das ich jetzt zufällig mit dir zusammen auswähle: Ich lasse mir bei "Los" im Kopf ein paar Titel von uns durchrasseln und du sagst "Stop", "OK?" "Los", "Stop!", "Auf's Maul". Also gut, wir haben jetzt zufällig "Auf's Maul" ausgesucht, meinst du mit dem Lied könnten wir irgendwo in diesem Land einen Staat machen außer vor ein paar versoffen Glatzen, Hools und Punkern(Was jetzt nicht abwertend gemeint sein soll)? (nein! tr) Nein!!! (sag ich doch) Tja und das ist der Unterschied. Der weitere Unterschied ist, daß wir kein schlechtes Management haben, sondern gar keins. Ne Oi! Band mit nem Manager, da macht man sich ja lächerlich, sowas kannste in England machen und dann siehste ja, was dann dabei rauskommt - siehe die damals so geliebten "Cockney Rejects", die sich ja wohl bei ihrer letzten Tour total ins Abseits geschossen haben (obwohl sie es ja schon wieder wagen, auf Tour zu uns zu kommen und auch noch Trottel gefunden haben, die das unterstützen). Wenn du ne Band ehrlich machen willst, dann darfst du nicht planen, berühmt zu werden oder davon leben zu können, sonst musst du dich automatisch anpassen, das machen, was den Leuten gefällt und es vielen anderen recht machen. Das ist nix für uns!!! Herr Ritziki, ich danke ihnen fürs Gespräch! Ach ja, eine Frage hab ich noch vemisst, ist zwar recht klassisch aber vielleicht interessierts ja: Was ist bei euch denn so als nächstes geplant? Zur Zeit suchen wir noch einen neuen Schlagzeuger, weil unser Wastel aus beruflichen Gründen austeigen muss. Wer also Interesse hat und Schlagzeugspielen kann und was verträgt und zuverlässig ist und bei uns aus der Ecke kommt, soll sich dringend bei uns melden. Musikalisch sind wir gerade beim Vorbereiten unserer neuen Themenplatte, die sich, da ja 2 von uns schon Papi sind und die Kinder drängeln, eine Platte mit Kinderliedern werden soll. Natürlich nicht so ein Schmonz wie Rolf Zuccini, sonderen eine richtige SpringtOifel-Punkrock-Kinder-LP. Dann müssen wir uns noch auf den Fall vorbereiten das Mainz 05 aufsteigt (na, die Sorge seid Ihr ja zum Glück los. tr) und zu Weihnachten kommt noch eine Split-Sägezahn-Bildsingle mit einer sehr bekannten Band und uns raus. Ich kümmere mich gerade darum, einen Ort und einen Termin für unsere 20 Jahre Party zu finden, und die Konzertplanung für 2002 läuft auch schon auf Hochtouren

Na, da habst Ihr ja noch einiges vor, da will ich dann nicht länger stören. Danke für das Gespräch!!!

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6.Feb 2008 Impressum