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Diesen Konzertbericht schrieben wir anlässlich unserer kleinen Osttour
1994, die Ole und Olaf anschließend für einen kleinen Dresden-Aufenthalt
nutzten!
Zeitungsausschnitt
aus den Dredner Nachrichten vom 02.Nov. 1994:
Gegen
13 Uhr wurde gestern vor dem Neustadtbahnhof eine junge Frau aufgegriffen,
die mit apathischem Gesichtsausdruck und am ganzen Leibe zitternd
an der Tramhaltestelle Pfotenhauerstr. saß. Die 22 jährige die ihren
Namen mit Marion S. angab, wurde zur Beobachtung in die neurologische
Abteilung des Städtischen Krankenhauses eingewiesen.
Eine
längere Vorgeschichte, an der wir zugegebenerweise nicht ganz unschuldig
sind, steht hinter dieser unscheinbaren Zeitungsnotiz, aus dem Polizeibericht
der "Dresdener Nachrichten". Und das kam so:
In
halbjähriger Tradition stand wieder einmal die SpringtOifel- Ost-
Tournee ins Haus, ein Ereignis der mittlerweile schon sagenumwobenen
Art. Zobersdorf, bei Bad Liebenwerda und Freiberg /Sachsen waren
abermals die Städte, in welchen mutige Veranstalter, trotz heftiger
Proteste von Klerus und weltlichen Kräften, ihre Bühnen unseren
Kunstdarbietungen zur Verfügung stellten Den ersten längeren Zwichenstopp
der Anreise in Leipzig nutzen wir auf verschiedene Weise. Der Sänger
und diensthabende Fahrer (Abteilung Nachtschicht) beliebte Laufwerk
und Augen zu schonen und verblieb schlafenderweise im Gefährt. Indes
unternahm der Rest der Truppe den von vornherein fragwürdigen Versuch,
morgens um ½ 5 einen Leipziger Wirt zu finden, der seine Kaschemme
öffnet. Erwähnenswert an der 2. Pause: Der Trommler ließ sich allzuleicht
durch gekonnte Tierstimmenimitationen aus der Fasson bringen, so
daß weitere Besucher des Torgauer Bärenzwingers beinahe ungewollte
Zeugen eines ebensolchen Darmabganges seitens Schlagzeugers wurden.
Paule weinte der alten Elbbrücke (die mit dem hysterischen Handschlag)
nach, deren klägliche Überreste gerade noch auf einem Kehrblech
der hiesigen Straßenmeisterei zu beschauen waren.
Nach
einigen Anläufen gelang es, das Gefährt (bzw. das Steuer desselben)
auf die Straße nach Bad Liebenwerda herumzureißen, wo wir am frühen
Vormittag angelangten. Es bot sich uns: Ein Wochenmarkt der Klasse
5 B, ein Café mit Überraschungsgetränken ( Kaffee mit Eierlikör
und anderen schlaumachenden Ingredienzen), ein original "Schluckspecht-Getränkemarkt"(mit
2 der Namensgeber davor) bei dem uns der Anstand und die Würde nicht
verließ, für unser liebes Publikum das beste Dosenbier, daß es beim
Bierdosentwist am Abend vor den Latz geknallt bekommen sollte, zu
küren. Dieser Test, mit 10 Dosen der besten Auslese deutscher Braustuben
(Preis 49- 98 Pf a 0,5 ltr.) ließ, morgens um 9 Uhr die Ureinwohner
staunen und uns ob des Bieres die Tränen in die Augen steigen, zumal
eins wie das andere wie "Karlchen" von Aldi schmeckte. Fazit: für
unsere Freunde nur das Beste: Wenn ihr schon Assos auf der Bühne
sehen wollt, dann trinkt auch Asso-Bier. 49 Pf hat gewonnen. Letztendlich
schlabberten wir noch eine Soljanka im "Gasthof zum goldenen Stern
(ehm. "Eisenbahnerhaus, vor '89 als goldene Sterne noch rot waren...)
Nach
der Ableistung der üblichen gesellschaftlichen Pflichten (vergl.
S.O.S.-Bote Nr.22, Juni 94) erklommen wir die sich biegenden Bretter
der Bühne des "Gasthofes zur grünen Linde" zu Zobersdorf, die zuvor
schon von den aus Dresden stammenden "Roials" vorgewärmt wurde,
welche ihrem Namen alle Ehre machten. An unserem Gig beachtenswert,
daß sich der Schlagzeuger gegen Ende aus unbestimmten Gründen in
paradiesischer Nacktheit hinter seinem Instrument erhob um dem Publikum
zuzuwinken. Manch einem gutgefüllten Magen, ging es hernach an den
Kragen. Wiederbelebungsversuche bei einer gewissen Anne L. fruchteten
erst nach Stunden und dies auch nur unter Einsatz schwarzer Magie
und etlichen Getränken. Kaum krochen die letzten Töne aus den Gemäuern,
war es schon wieder an uns, dem Abend die besondere Note zu erteilen:
Ein SpringtOifel- Dartturnier stand ins Haus. Ole wurde nach beiden
Runden als klarer Sieger vom Felde getragen, gefeiert, bejubelt
mit Blumen überhäuft und geküßt (von den Damen) sowie verflucht
(von den Gegnern). Erlicherweise sollte erwähnt werden, das die
Gegner nicht ganz seiner Spielklasse entsprachen.: `Paule zog es
vor mit 3 Pfeilen gleichzeitig zu werfen (schleudern, wäre besser
gesagt), die Pfeile von Dim durchschlugen die Wand und landeten
in der Küche und Haui's wurden abwechselnd in der Deckenlampe oder
in die Auslegeware plaziert. Prost!!! Die Meisterschaftsfeier fiel
dann eher bescheiden aus. Nach dem Rückzug der Geschlagenen, kredenzte
Ole (Schieds- richter& Festausschuß) und der mittlerweile genesenen
Anne L. aus B.(Fankurven) einen Spaziergang ins Zobersdorfer Moor
sowie einen Kasten "Altlakritzer Kritzelbier". Durch die Zeitverschiebung
Ost (oder war's das erwähnte "Altlakritzer Kritzelbier"?!?) mußten
wir uns tags darauf sputen, und gelangten über die wirklich sehr
schöne Stadt Meissen nach Freiberg. Die unterwegs am Ortsschild
von Nieska gemachten Nuttywalk Video- Aufnahmen, fielen nun schon
zum 2tenmal der Unfähigkeit des Kameramanns zum Opfer. Doch dies
war nicht der einzige Zwichenstop.
Hatten
wir uns doch beim letzten mal (vgl. S.O.S-Nr.22) stark enttäuscht
gesehen weil es geschlossen war, hatten wir dieses mal Glück, wenn
auch über dieses Kleinod deutscher Kultur schon die Dämmerung hereingebrochen
war und es zum Fotografieren zu dunkel war. Das "Zwergenland Eula"
hatte geöffnet. Also nix wie rein in die Wunderwelt des geballten
Kitschs. Da gab es Frösche (vom Tonband) schwimmende Schwäne (mit
dezent surrenden E- Motoren), Schneewittchen (im Plexiglas-Sarg)
und natürlich die Hauptakteure der Szenerie, die Zwerge (planlos
über das Gelände verteilt). Wegen der eh knappen Zeit, die wir gedankenversunken
mit dumm' Glotzen vertrödelten, verschloß sich uns leider dieses
mal die Gelegenheit auf der dort befindlichen "größten Kinderrennbahn
für Elektroautos in Sachsen", ein paar Runden zu drehen. Aber wir
schworen Blut und Tod, sowie Stein und Bein: "Wir kommen wieder!!!!!"
In
Freiberg aufgeschlagen, galt es kein Zeit zu verlieren und sich
sofort dem Aufbau, Soundcheck und sonstigen gesellschaftlichen Verpflichtungen
zu widmen. Da sich schon beim Soundcheck der Raum beträchtlich zu
füllen begann (gleich unseren Bäuchen mit edlem"Freiberger Pils")
ließ uns unsere Hoffnung nicht im Stich, vor einem ausverkauften
Haus zu spielen. Einhergehend mit der hohen Besucherzahl ergab sich
eine ebensolche Raumtemperatur und Luftfeuchte! Uns blieb nichts
anderes übrig, als bei der Ansage die "Club im Schloß Sauna 2000"
zu grüßen. Der Auftritt, wie gehabt, erste Klasse, Stimmung an der
Siedegrenze, und das Solo beim Bierlied (Orgel & Gitarre) wirklich
Spitzenmässig (es gibt auch negative Spitzen). Vom restlichen Verlauf
des Abends gibt es, trotz krampfhafter Erinnerungsversuche, nur
Lückenhaftes: die ewige nervtötende Tröterei und Singerei von Schlachtgesängen
einer mittelmäßigen Ruhrgebietkickertruppe, eine warme Handvoll
Schnaps und die Aussicht auf einen Kater von einer Halbwertszeit
von 4 ½ Monaten am näxten Morgen. Aber wie sollte der entstehen,
bei dem Nachtlager. Fanden wir uns doch Stunden später, wie einst
in Bullerbü, wieder unter blau- weiß gestreiftem Bettzeug in Sechserreihe
einträchtig nebeneinanderschlummernd!. Zuvor gab es noch eine Baletteinlage
Seitens Olaf und Model Dim präsentierte die Unterhosenkollektion
"Petzi", -schlank und rank, dank Wundertrank.
Am
darauffolgenden Morgen, nach einem mehr als formidablen Frühstück,
trennten sich die Wege der Mitwirkenden. Der eine Teil (Paule, Dim,
Haui und Marc) suchte sein Heil in der Flucht, also der Heimfahrt
nach Mainz, Ole und Olaf begaben sich zwecks Entspannung und Kultur
ins nahegelegene Dresden.
Kaum
angelangt, führten uns Marion S., die sich, wahrscheinlich ohne
vorher groß nachzudenken, schon im Vorfeld als 3-tägige Fremdenführerin
und Herbergsmutter angeboten hatte, samt Göttergatten Matze vorbei(!!)
am Stadion ins "Deutsche-Hooligan, äh quatsch, Hygiene-Museum".
Bei der Betrachtung von gemeiner Fibrose, Verbrennungen 4. Grades,
kranken Pimmeln und Schnecken sowie Gasbrand, in plastischen "Wachsmelangen"
konnte man schon auf andere Gedanken kommen, gell, Matze!! Ferner
zeigt uns "Kundi"(Ost "Blendi") den Sinn gesunder Ernährung und
der Zahnpflege, die gläserne Frau zelebrierte uns, auf ihre ganz
eigene Schamverletzende und auch ermüdende Art, wo sie und ihre
Geschlechtsgenossinen, die Eierstöcke zu haben pflegen. In einem
Weißlicht-Tunnel konnte man den Zustand seiner Zähne beurteilen.
Ole und Olaf entdeckten bei dieser Gelegenheit Pigmentstörungen
im Gesicht und auf den Handrücken und konnten nur mit gröbster Gewalt
von Marion daran gehindert werden, nachzusehen ob Penis und Arsch
auch davon befallen sind. Bei einer kurzen Verschnaufpause, wurden
wir noch mit Ausstellungsstücken verwechselt ("Der Schrecken des
Alkoholabusus") und gegen Ende entdeckten wir noch den Text eines
Liedes über chemische und biologische Kampfstoffe, auf dessen Vertonung
der werte Leser schon gespannt sein darf wie ein Regenschirm. Nachdem
Matze später in Richtung Bremen verabschiedet war, präsentierte
uns Marion S. das Dresdener Nachtleben. Stunden später hinderten
Ole nur partielle Lähmungen daran, den Taxifahrer zu vermöbeln,
der uns nicht mit Bierproviant nach Hause kutschieren wollte. Einem
aufregenden Abend folgt zumeist ein gemäßigter Morgen. Oder auch
früher Nachmittag.
Bedingt
durch fehlendes warmes Wasser im Leitungsnetz des Hauses zogen wir
es zunäxt vor, von einer Duschorgie abzusehen, stellten dann aber
fest, daß wir des Nachts als Katzenklo mißbraucht worden waren.
So mußten wir uns den Tatsachen fügen, säuberten aber, aufgrund
des ca. 10°C warmen Wassers, lediglich die am stärksten betroffenen
Körperpartien... Unsere Katerlaune konnten wir mit lustigen Sprüchen
und Schwänken aus unserer Jugend gerade noch vor Marion verbergen,
die sich daraufhin zusehends unserer Katerlaune anschloß (nur eben
offensichtlicher!). Doch gegen Abend kam es wieder zu einer Wende.
Wir gingen mit einem zu 5 Personen angewachsenen Grüppchen ins Kino.
Kino? Was red ich da: Filmpalast!!! Das "Lichtspielhaus am Hauptbahnhof"
ist ein Sandsteinbau mit barockem Äußeren, der wie ein Urgestein
an der sachlichen Strenge des DDR-60er-Jahre-Hauptbahnhofs klebt.
Im Vorführsaal findet erstaunter Besucher die Wände mit Feinkieselwaschbeton
ausgeschlagen, und entledigt sich alsbald sämtlicher unnötiger Klamotten,
denn das Theater ist gut geheizt! Wenn man wie wir noch die Möglichkeit
hat am Rand zu sitzen, bietet sich die Chance sich an den Feinkieselwaschbetonplatten
die Arme aufzureißen, wovon wir auch regen Gebrauch machten. Es
wurde übrigens der Kultfilm "Wallace& Gromit" gegeben. Inzwischen
war unsere Katerlaune verflogen und es bedurfte keiner langen Aufforderung
seitens Marion S. und Begleitung uns Possen reißen zu lassen. Klar,
daß auch der Gerstensaft wieder schmeckte, zumal ein Lokal aufgebracht
wurde, wo das Bier, fein ummantelt mit einer 0,5 ltr. Flasche für
lediglich 1.20.-DM kandiert wurde. Tags darauf sollte nun aber wirklich
der kulturelle Teil beginnen, und so sah man 2 junge geisteshungrige
Männer und eine schon leichte Erschöpfung zeigende junge Dame auf
Fahrrädern die Hauptstadt Sachsens erkunden. Keine Sehenswürdigkeit
wurde ausgelassen geschweige denn nicht auf Negativkleinbild festgehalten
und wir erinnern uns gerne an die fachkundigen Ausführungen Marions
hinsichtlich der Remouladensoßen-Oper (eigentlich Senf-Oper oder
so), der Blumenbeete vorm Zwinger ("Nein, die darf man nicht betreten!!")
und weiterer kultureller Höhepunkte, die sich unseren glasigen Augen
zeigten.
Eine
romantische, schöne Radtour,entlang der Elbe (5 Stunden) rundete
das Nachmittagsprogramm ab. Gerade wollte unsere Fremdenführerin
ins Sentimentale abschweifen, da entdeckte Ole auf der Rückfahrt
einen Rummelplatz, der wie geschaffen schien nicht nur für den gelungenen
Ausklang des Tages, sondern des gesamten Bildungsurlaubs. Mit einigen
Runden über den Budenacker und ebensolchen an verschiedenen Bier-
und Kümmerling- Theken bewiesen wir Fräulein S. abermals unser Kulturverständnis.
Unser tiefer Schlaf Stunden später störte sich nicht an den Klagelauten,
die aus ihrem Zimmer drangen. Morgens darauf hieß es: Abschied nehmen!
Bei
der Tramfahrt zum HBF stellten wir fest, daß die Scheiben der Bahn
zu öffnen waren, so daß man bei einem Halt den Fahrgästen der entgegenkommenden
Bahn, vorausgesetzt sie hatten diesen Umstand ebenso festgestellt,
wie aus Jux& Tollerei die Kopfbedeckung stibitzen konnte. Hei! Was
für ein Spaß!! Nach kurzer schmerzvoller Abschiedsszene, aber mit
neuer Kopfbedeckung, fanden wir uns im Zug nach Mainz, wo wir auch
hier wieder mit etlichen Mark den Aufschwung Ost unterstützten,
insbesonders den Wiederaufbau darbender Brauereien. Daß wir dem
uns gegenübersitzenden (und zunäxt) heftig turtelnden Liebespärchen
am Wesen der Menschheit zweifeln ließen, weisen wir nochmals von
uns. Wir grüßen Dresden, insbesondere natürlich Marion S. mit einem
dicken Kuß auf sämtliche Backen!!!!
Bis
hoffentlich bald. Olaf
& Ole
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