Um
es gleich vorweg zu nehmen, so ein Chaos hatten wir schon
lange nicht mehr erlebt. Eine Konzertorganisation die mit
"schlecht" nett umschrieben wäre und von vornerein
zum zumindest Teilweisen scheitern verurteilt war. Aber der
Reihe nach.
Mit
meinem neuen Arbeitgeber war ich Freitag Mittag vor dem Konzert
noch in Frankfurt bei einer Schulung über Heizkessel
und machte mich um 15 Uhr mit unserem getreuen Opel auf den
Weg nach Paffenweiler im tiefsten Schwarzwald, um mich dort
mit meinen Bandkollegen zu einem Konzertwochenende
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Chaos
in Pfaffenweiler und wir mittendrin |

Wenigstens
am Grill war was los
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zu treffen. Die Fahrt gestaltete sich leicht hartnäckig.
Nach knapp 3 Kilometern war ich in den Fängen eines Monsterstaus,
der mich bis weit hinter Stuttgart nicht mehr los ließ.
Als
ich, von der Fahrt leicht entnervt, in Paffenweiler ankam
und den Veranstaltungsort, einem Grillplatz mit großer
Wiese, einer Holzhütte und einer bühnenähnlichen
Überdachung fand, sah ich knapp 70 Leute aber keinen
von der Band. In Zeiten moderner Komunikationsmittel stellt
dies natürlich kein Problem dar. Rasch eine 25stellige
Nummer gewählt und schon hatte ich Ole am Lauscher.
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Auf die Frage wo er denn sein antwortete er:" Kalle und
ich sitzen hier im Gasthof "Zum Löwen" und verstehen
kein Wort von dem was die hier reden!"Ich ließ mir
kurz erklären wo der Gasthof "Zum Löwen "ist
und machte mich prompt in die falsche Richtung auf den Weg.
Ich fuhr gut eine 3/4 Stunde durch den black Forest, hörte
dabei passenderweise den "Schwarzwaldritt" von Horst
Jankowski und bekam langsam einen Hals wie eine Bettflasche.
Ole bekam ich auch nicht mehr an die Muschel da man hier in
der Einöde kein Netz hatte. Als ich dann letzendlich nach
eine Stunde das Gasthaus gefunden hatte wurde ich von meinen
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Wenn
ich so kucke stimmt was nicht!! |

Aber
solch ein Anblick entlohnt natürlich alles
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mittlerweile
eingtroffenen Freunden freundlich begrüßt und ich
konnte meinen ersten Frust des Abends mit 3 großen Bier
und einem Teller geschmelzten Maultaschen mit Zwiebeln und
Kartoffelsalat runterspülen.
Nach der
Mahlzeit machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Konzertort.
Dort waren neben den mitterweile knapp 150 Konzertbesuchern
auch 2 Bullenwannen angefahren um zu überprüfen
was hier überhaupt los ist. Mehr und mehr machte sich
bei uns die Gewissheit breit, das heute Abend hier kein Konzert
stattfindet. Nach
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diversen
kleinen Umtrünken mit den Leuten von "Pöbel und
Gesocks" und allerhand anderen, fingen plötzlich und
unvermittelt die "Krawallbrüder" mit Ihrem Konzert
an. Ebenso plötzlich und unvermittelt standen die Bullen
in doppelter Stärke und mit Hundimännern wieder auf
der Matte und brachen das Konzert ab. Also hieß es Verstärker
abklemmen und irgendwie ohne weitermachen. Glücklicherweise
kann man in so einem Fall immer ganz gut auf Willi Wucher setzen.
Dem drückt
man ne Flasche Bier in die Hand und stellt ihn auf einen Stuhl
und prompt fängt er an zu singen und die |

Mehr
Bullen als Pöbel |

Willi
steht auf dem Stuhl und singt |
Leute zu unterhalten. Die vorerst etwas getrübte Stimmung
wurde wieder aufgehellt und durch den dunklen Schwarzwald huschten
Choräle wie "Pöbel & Gesocks,Oi! Oi! Oi!"
, "Ruhrpottkanacken" oder "Wir haben ein Idol,
Harald Juuuuuuuncke". Nach eine halben Stunde kamen wir
dann dran. Ich wurde auf den Stuhl gestellt, meine Bandkollegen
umringten mich und wir sangen "Lustige Stiefel", "Mainz
05", "Oi!-Konzert" und noch ein paar andere Stücke
gemeinsam im Chor. Sehr lustig, aber trotzdem nicht das was
man sich unter einem Konzert vorstellt. Ich persöhnlich
hätte mich geärgert, wenn ich dafür 10 Euro Eintritt
bezahlt hätte. |
Irgendwann
sind dann die Bullen abgezogen und weil sie die Hütte mit
den Getränken verrammelt hatten, war damit die Party zu
Ende. Wenigstens der Transfer zum wirklich netten Hotel "Zum
Hirschen" klappte gut und wir krachten in die Fallen.
Am nächsten
Morgen hätte ich meinen Kopf am liebsten in die Minibar
gelegt. Egal, ich quälte mich ins Frühstückzimmer
und wir mampften unser leckeres Frühstück. Zwischendrin
kam andauerend die Hotelbesitzerin vorbeigeschneit, fragte uns
wer das hier alles bezahlt und wir konnten eine Stunde lang
rumtelephonieren, bis wir den Veranstalter dran hatten der es
dann irgendwie klärte. |

Wenn
Peter und Ole so kucken ist alles ok!! |

Ob
der Film was wird mit dem Deckel auf dem Objektiv? Daniel und
Wastel im Einsatz |
Mittags
gab es auf einer Wiese, auf irgendeinem Arsch der Welt von denen
es hier wohl sehr viele gibt, ein Fußballturnier mit 5
oder 6 Mannschaften, die sich aus Konzertbesuchern und
Bands zusammenstellten.
Bei schönstem Wetter übten wir uns in der passiven
Rolle des Zuschauers und Kommentators. Pöbel & Gesocks
waren auch nicht anwesend, da sie zur selben Zeit irgendwo im
Schwarzwald zwei Lieder für ne Single aufnahmen. Gegen
17Uhr machten wir uns auf den Weg nach Rottweil um dort unser
zweites Konzert an diesem Wochenende in der "Alten Spulerei"zu
geben. Wir suchten und fanden den Veranstaltungsort im tiefsten
Neckartal. |
Sah ganz
nett aus, eine alte Industriehalle und so weit weggelegen von
der nächsten Siedlung, daß es an diesem Abend wohl
keine Probleme mit Lärmbelästigung geben würde.
Da wir aber gut 3 Stunden zu früh waren, suchten wir uns
eine Futtergrippe, welche wir mit einem schönen Landgasthof
auch fanden. Dort gab es neben reichlich Bier, die wohl kräftigste
Leberknödelsuppe meines Lebens, Steaks, Sauerbraten, Spätzle
Maultaschen und sonstige Spezereien. Kurzum es war eine prima
Grundlage für ein Konzert- und Trinkabend. |

Ich
hätte Sportphotograph werden sollen |

Paule,Peter,Ole,
Olaf an der Cartbahn |
Nach
dem Essen gab es in der "alten Spülerei" noch
einen kurzen Soundcheck und danach begaben wir uns in die angrenzende
Cartbahn um dort den Beginn der Vorbands "Gewohnheitstrinker"
und "Freiboiter" abzuwarten. Nach 2 Bier in der Cartbahn
wollten wir zurück, aber es kam ein riesen Gewitter auf,
welches uns dazu zwang dort weitere Bier zu trinken.
Nach gut einer Stunde konnten wir uns noch das Ende der "Freiboiter"
anschauen und dann legten wir los. |
Da Tags
zuvor "Johnny Cash" seinen Löffel abgab, widmeten
wir Ihm diesen Auftritt.
Die Stimmung
war gut, der Laden ordentlich gefüllt, wir kloppten unser
Konzert durch und alle hatten Ihren Spass. Im Programm hatten
wir dieses mal auch 6 Lieder unserer Kinderplatte, welche
zu unserer Überraschung von vielen Leuten lauthals mitgesungen
wurden. Immer beeindruckend, ich frage mich woher die Leute
Texte kennen, die wir noch gar nicht veröffentlicht haben.
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Wir
durften leider nicht selbst fahren da wir zu blau waren. |
Nach 2
Stunden übergaben wir die Bühne an "Pöbel
& Gesocks".Willi hatte mir noch kurz berichtet, das
sie nach den Aufnahmen 4 Stunden im Studio gehockt hatten
und auf den versprochenen Abholservice gewartet hatten, und
er war entsprechend etwas genervt. Aber mittlerweile konnten
wir eigentlich nur noch über das Organisationstalent
des Veranstalters lachen. "P&G"
legten einen ordentlichen Gig hin. Ich hatte sie vor 4-5 Jahren
das letzte mal und in dieser Besetzung noch nie gesehen. Es
ist wirklich mal angenehm nicht die letzte Band des Abends
zu sein und so konnten wir den Gig entspannt genießen.
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Freiboiter |

Pöbel&Gesocks
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Irgendwann um 2-3 Uhr kamen unsere Taxis um uns nach Rottweil
ins Hotel zu bringen. Paule, Peter, und Wastel fuhren vor, Ole,
Kalle, Daniel und ich kamen 10 Minuten mit dem zweiten Taxi
hinterher. Als wir ankamen, war der erste Schub schon im Bett,
und wir gönnten uns noch einen Absacker in der darunterliegenden
Kneipe. Wir machten uns um 4 Uhr aufs Zimmer und sahen auf dem
Weg dorthin plötzlich einen gedeckten Frühstückstisch.
Genau das richtige für uns, nach so einem Abend. Also Platz
genommen und zugeschlagen. Nach 5 Minuten kam ein verschissener
Typ und pflaumte uns an, was wir mit seinem Frühstück
machten. |
Wir
antworteten wahrheitsgemäss ,"Essen" und er fing
daraufhin sofort an rumzumaulen,"Wir sollen sofort aufhören
sein Frühstück zu essen und sofort zur Hoteldirektorin
gehen und das bezahlen", er stand also in der Küche
und brüllte rum, was uns aber nicht weiter störte,
da wir erstens in ein Mäntelchen aus Bier gehüllt
waren und zweitens vom Konzert eh halb Taub waren. Der Typ verschwand
wieder und Ole legte seine Salamischeiben vom Brötchen
zurück auf die Wurstplatte, ich kaschierte die derweil
schon verspeisten Wurstscheiben indem ich die verbliebenen etwas
weiter auseinander legte. |

Pöbel&Gesocks
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Kalle
mit einer sehr schäbigen Rottweilerfälschung |
Dann
klopfte ich bei dem Typ, sagte das alles geklärt und ein
Irrtum war, er knallte mir die Tür vor der Nase zu und
ich trat dafür 5 mal fest dagegen. Danach ging ich auf
unser Zimmer und mich traf der Schlag. Wir hatten eine 1 a Absteige,
1 Zimmer mit 6 Betten für 7 Leute. Ihr könnt euch
natürlich auch vorstellen wie es in der Bude roch und welche
Geräuschkulisse dort herrschte (und das obwohl ich, als
der König der Schnarcher noch gar nicht auf meinen Thron
gestiegen war). Es war einzureihen in die Bettstätte in
Suhl oder Erfurt und wir nannten das Hotel ab sofort nur noch
"Männerwohnheim Aspik". |
An Frühstück
in dem Schuppen war am nächsten morgen natürlich nicht
zu denken und wir begaben uns zu Fuß durchs (zu einem
Volksfest festlich geschmückte Rottweil) ins Neckartal
zu unseren Autos. Weil es am Tag zuvor so lecker, war fuhren
wir erneut in den Landgasthof um dort wieder deftige Kost und
Literweise Apfelsaftschorle zu geniesen. |

Peter
& Ole |

Kurz
zuvor schlug eine Bierflasche ein
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Danach
trennten sich unsere Wege. Ole und Kalle nach Bremen, Paule,
Peter, Wastel und Daniel nach Mainz und ich nach Mannheim. Dort
angekommen begrüßte mich meine geliebte Anne mit
den Worten,"Oh, wie siehst du scheiße aus!!!"
und wenn ich so aussah wie ich mich fühlte, musste sie
wohl recht haben. |
Grüße
an alle die dabei waren. Ob wir in absehbarer Zeit mal wieder
in der Ecke spielen werden wir uns noch überlegen, ich
denke das wir dem Veranstalter mal 2 Jahre Zeit geben das Konzertveranstalter
Handwerk ohne uns zu üben und dann sehen wir mal weiter.
Aber die Maultaschen, die waren gut. |