!!!Boxberg,
Puglig's Park und Gartenzwerge!!!
Nachdem
wir unser letztes Konzert im nur 80 km enfernten Weinheim hatten,
dachten wir uns, wir müssten mal wieder so eine richtige Ochsentour
auf uns nehmen und wegen einem Konzert 1300 km runterreißen. Gesagt
getan, Bad Muskau an der Neiße und damit an der polnischen Grenze,
zwischen Dresden und Cottbus gelegen, stand auf dem Reiseplan.
Wie immer spielt sich der Anfang der Geschichte beim Autoverleiher,
im Proberaum und beim Schnitzeljugo ab und ich überlege gerade,
ob ich nicht vielleicht mal einfach hingehe und den Anfang der Tourberichte
auf meinem PC speichere um ihn dann einfach unter der Tastenkombination
"Strg-Alt-F1" rufe. Ich lass' es mir noch mal durch den Kopf gehen.
Nach dem Essen trennten wir uns erst mal um noch 2 Stunden zu pennen.
Wegen der langen Strecke und dem touristischen Programm, das uns
neben dem Konzertabend in Bad Muskau noch erwartete (Polenmarkt,
Besichtigung des berühmten Fürst-Pückler- Parks) trafen wir uns
um 4 Uhr (!) morgens (!!!) bei mir und machten uns direkt auf den
Weg gen Osten. Begleitet vom Programm des ARD-Nachtexpress mit Liedern
aus 50 Jahren deutscher Schlagermusik bretterten wir mit 140 km/h
mit unserem Bandbus durch die Nacht.
Nachdem der Morgen dämmerte, schalteten wir dann aber doch auf Kasettenspieler
um, und gaben uns ein paar "Klinggonz" Liedern hin. Gegen
11 Uhr bogen wir von der Autobahn bei Bautzen ab und fuhren noch
gut eine Stunde über die Landstraße nach Bad Muskau. In dieser Gegend
sind übrigens alle Straßen- und Ortsschilder zweisprachig. Nicht,
wie wir zuerst dachten, deutsch/polnisch, sondern deutsch/sorbisch
(die Sorben sind eine ethnische Minderheit, wie z.B. die Sudetendeutschen
im Bayrischen oder die Hessen in Deutschland). Wir warteten allerdings
vergeblich auf das Schild "Rillsky Spursky" bei "Spurrillen".
Sehr schöne Landschaft zwischendrin, mitten durch den "Naturpark
Niedere Oberlausitz"mit
der noch jungen Spree, die wir gut 5 mal überquerten.
Hübsch anzusehen!
Die
Eindrücke dieser Landschaft wurden allerdings direkt und krass
ins Gegenteil umgekehrt, als wir ein paar Kilometer weiter zum
Braunkohlekraftwerk "Boxberg" kamen. Beeindruckend mit den von
uns gezählten 12 Kühltürmen und den 3 hoch in den Himmel
ragenden Schloten. Kurz vor Bad Muskau zeigte die Tankanzeige
dann noch an, daß wir zu Tanken haben, und wir suchten
eine Tankstelle auf, die noch aus alten Zeiten zu stammen schien.
Leider nicht die Preise betreffend, sondern nur die Technik.
Nach dem Tanken
kam eine Dame aus dem |
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Kassenhäuschen,
laß die Anzeige
ab und nullte die Zapfsäule |
Kraftwerk "Boxberg" |
mit
einem Schlüssel!!!
Gegen
12 Uhr trafen wir in Bad Muskau ein, und nachdem wir den Veranstalter
Burkhard angerufen hatten, kam er auch schon angeradelt, und
kredenzte uns ein Begrüßungsbier. Vom Veranstaltungsort waren
wir auf den ersten Blick sehr begeistert. Die Turmvilla ist
ein "Soziokulturelles Zentrum" (ein Wort, das eher abschreckt!!!)
das in jahrelanger, durchdachter Arbeit renoviert wurde. Bilder
im Haus
dokumentieren die Geschichte
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des
Ladens, und man kann daran sehen, |
Turmvilla mit Konzerthalle
(rechts unten)
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was aus einer typischen, graubraunen Bruchbude, wie man sie auch
heute noch im Osten oft sehen kann wird, wenn sich ein paar Leute
reinknien. Solaranlage, Regenwassernutzung, Wandheizung, alles Sachen,
die ich rein beruflich sehr interessant fand, die aber euch wahrscheinlich
nicht so bocken. Deshalb gehe ich jetzt nicht weiter darauf ein.
Nach
dem Frühschoppen bezogen wir unsere Zimmer im Gästehaus, sehr
schön mit eigener Dusche und WC sowie Terasse, mit Blick auf
den Eingang zum Konzertraum. Nachdem wir uns etwas frisch gemacht
hatten, setzten wir uns in Richtung Polen ab um den viel gepriesenen
"Polenmarkt" (bei den Polen heißt er übrigens "Deutschenmarkt")
zu beehren. Am total gelangweilten Grenzposten vorbei, bogen
wir direkt hinter der Grenzbrücke in das Paradies der billigen
Kippen, der Schnäppchengartenzwerge (beindruckend: Die bettelnde
Zigeunerin mit passendem Zigeuner!)
der Riesen-BH's (es gab dort keine Körchengrößen sondern nur
Formate die bei entsprechender Füllung bei normalen Frauen unweigerlich
zu Rückenproblemen führen würden. Kreativ
wie wir sind, überlegten wir uns natürlich noch andere Nutzungsarten,
z.B: "Schmuggelbehältnis
für |
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Melonen",
,
"Brutkästen für frühgeborene Zwillinge",
"Fliegenaugen- |
Bettelzwerge
|
attrappen
für japanische Monstermückenfilme","Augenschutz
für Basedov Kranke bei Interkontinentalflügen", einfach gesagt,
der Phantatsie waren keine Grenzen gesetzt. Von allen Seiten wurden
uns die "billigsten Kippen" auf dem ganzen Markt angepriesen, Lederjacken
, Fahnen und Trikots aller nur erdenklichen Vereine und Rennfahrer,
an einen Stand gab es "eine scheene Zobel" und natürlich auch "Lonsdale"
Klamotten (Lonsdale Poland). Bei letzterem schlugen wir auch mal
zu, natürlich nur um Lonsdale diese Unverschähmtheit mit einem Beweismittel
zukommen zu lassen (Londsdalepulli made in GUS für 20.-DM, hat schon
was, irgendwie). Der beste Stand war allerdings derjenige, der nur
schlicht mit einem blauen Blumenkleid geschmückt war. Hintendran
standen 2 aufgedonnerte baltische Schönheiten die bei jedem Vorbeigehen
mit einem dezenten "!!!!schnick,schnack!!!!" auf sich aufmerksam
machten. Was die wohl zu verkaufen hatten !!??!! Wir haben mal sicherheitshalber
nicht nachgefragt, aber ich denke das es bei dieser angebotenen,
sicher günstigen Dienstleistung ganz bestimmt noch die ein oder
andere Sache kostenlos mit nach Hause bekommt.
Der abschließende Eindruck ist folgender: Sicher sollte man das
mal gesehen haben, und gegen Kippen kaufen (Stange 20.-DM) und vielleicht
einen günstigen Gartenzwerg ( 25.-DM ) ist nix zu sagen, aber die
gespielte Freundlichkeit der Händler war schon sehr bezeichnend.
Wastel
und ich setzten uns etwas früher ab um noch mal den Park von
Bad Muskau zu besuchen, jene Landschaft die vom Fürsten Pückler
(nach dem das Schoko-Vanille- Erdbeereis benannt ist und bei
uns zugleich zum Fürst Puglig mutierte) zwischen 1815 und
1845 verschwenderisch, nach dem Vorbild englischer Gärten auf
545 Hektar angelegt wurde. Da wir aber nur eine Stunde Zeit
hatten, konnten wir uns leider nicht den ganzen Garten anschauen,
sondern umwanderten nur ein Gebiet von knapp 500 Hektar. Die
anderen 54 Hektar werden wir uns das nächste Mal anschauen.
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Aber
das was wir gesehen haben war sehr schön. |
Fürst- Puglig- Park |
Um
17 Uhr trafen wir uns dann im Konzertraum um unser Zeug aufzubauen
und den übliche Kram wie Bier- und Soundcheck zu machen. Mittlerweile
waren Ole und erfreulicherweise auch Kalle, sowie die Vorgruppe
"Gesindel" aufgetaucht. Um 20 Uhr gab's ein sehr leckeres Abendessen
vom Hausrestaurant (Spareripps, mit Kraut und Püree). Danach merkte
ich dann allerdings schlagartig, das ich seit 3 Uhr morgens ununterbrochen
auf den Beinen war und zog mich für 1 ½ Stunden in die Gemächer
zurück, um ein wenig zu schlafen.
Um 23.00 Uhr bin ich dann sozusagen direkt vom Bett auf die Bühne
gestolpert. Leider hab ich selbst nix von "Gesindel" mitbekommen,
aber da ich meinen Bandkollegen hier blind vertrauen kann war es
eine sehr gute Band, die ihrer Arbeit verstehen. Weitermachen!!!
Unser Auftritt war sehr spassig. Vor ausverkauftem Saal spielten
wir 2 Stunden und die Hütte kochte besonders beim und nach dem Bierdosentwist.
Wir haben noch nie so ein Bierdosengewitter erlebt wie hier, obwohl
wir die Dosen, wegen den Verletzten beim letzten Konzert etwas flacher
Einwarfen. Ich mußte zwichenzeitlich von der Bühne, weil ich
gut 2 Doseninhalte direkt ins Gesicht bekam und einfach nix mehr
gehen habe. Aber was soll's, Hefe ist gut für die Haut. Diesmal
riss auch keine Seite und man muss im nachhinein betrachtet sagen
(wir nehmen jeden Gig mit unserem Tapedeck auf und hören es uns
kritisch auf der Rückfahrt an), es war einer der musikalisch saubersten
Gigs der letzten Zeit. Nach 2 Zugaben und 2 Stunden Show war es
dann vorbei und wir begaben uns um 1 Uhr in den Backstagebereich.
Dort erwartete uns erst Mal frische Luft und ein Waschbecken
zur Grundreinigung. Danach gaben wir noch 2 jungen Damen von
der Jugendredaktion der "Sächsischen Zeitung" ein Interview
und gingen dann zum ernsten Teil des Abends über, dem leeren
des Getränkekellers. Dies benötigte noch mal 4 Stunden, so daß
wir gegen 5 Uhr nach vollbrachter Tat und mit der Gewissheit
jede Flasche im Haus geleert zu haben ins Bett krachten. |
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Biervernichtungsmaschine
1 |
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Am
nächsten Morgen um 12 Uhr weckte mich Paule mit dem ich das
Zimmer teilte und mit dem ich sicher auch nachts den halben
Park leergesägt hatte und wir begaben uns in die Frühstück-
Halle. Danach verabschiedeten wir uns von Ole, Kalle und dem
Rest, die noch mal eine Runde über die Grenze machten, und fuhren
Richtung Heimat.
Wir
machten noch einen kurzen Abstecher, um den Tagebau des Kraftwerks
"Boxberg" zu bestaunen (noch beieindruckender als allein das
Kraftwerk). Bei Gotha machten
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Biervernichtungsmaschine
2 |
wir
auf der Rückreise noch
einen kleinen |
Stop
um ein Abendessen zu uns zu nehmen. Leider hatte unser Stammlokal
geschlossen, und wir suchten in Richtung Innenstadt weiter.
Im
Zentrum angekommen stellten wir unser Auto ab und liefen einfach
los. Plötzlich hielt ein Auto neben uns und der Fahrer rief:
"Hallo Paule". Es war ein Kommilitone aus Paules FH Zeiten.
Zufälligerweise konnte er uns ein Restaurant empfehlen das ganz
in der Nähe war. Nach der Verabschiedung ("Ja,ja die Welt ist
ein Dorf!!!!!") folgten wir dem Tip und landeten im, ihr
werdet's nicht glauben, "Total verrückten Kartoffelrestaurant"
Abteilung Gotha. Falls ihr die Geschichte nicht kennt, schaut
im Konzertbericht von Bitterfeld nach, dort hatten wir schonmal
das Vergnügen in einem Haus dieser Kette
zu verkehren. |
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Wir
hatten unseren Spaß. Am Eingang stand |
Tagebau
"Boxberg" |
der Reim: "Es ist seit langer Zeit ein Brauch, da wo's gut schmeckt,
da dauert's auch!!" Wir können dazu nur sagen: "Es hat diesmal nicht
lange gedauert!!!"
Der Rest der Fahrt war relativ unspektakulär, im Radio (Deutschlandfunk)
lief zur Unterhaltung eine Sendung über Stanley Kubrik und seine
Filme, mit Schwerpunkt auf "2001" und "Uhrwerk Orange"; total gut.
Um 23 Uhr waren wir in Mainz, um 23. 30 hatten wir ausgeladen, um
23.45 war die Band zuhause abgesetzt und ich hab noch das Auto weggebracht
und bin dann mit dem Fahrrad nachhause gefahren. Dann gab es noch
ein Bier in der Badewanne und um 2
Uhr bin ich ins Bett gefallen. Zum Glück musste ich am nächsten
Tag erst um 12 Uhr auf die Arbeit. Geiles Wochenende, Punkt
Text: Olaf ;
Lektor: Dagmar
Fotos:Olaf, Wastel
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