test
|
Geschrieben zwischen Leipzig und Mannheim
am 20.Jan 2002
Ich
sitze hier gerade im "ICE 1554 August Bebel". Den Zug als
leer zu bezeichnen würde einer leichten Untertreibung gleichkommen.
Ich bin in Dresden HBF zugestiegen, mittlerweile gerade in
Leipzig losgefahren und habe auf meinem reservierten Platz
(neue Harteier-Bezeichnung: "Ohne Reservierung-ICE-Fahrer")
genau in Augenhöhe, 10 cm von meinem linken Ohr entfernt,
den dicken fetten Arsch einer alten Wuchtbrumme. "Oh, dein
Gesäß ist so groß und ausladend wie das der Königin, und genau
so wohlriechend", möchte ich sagen, doch ich bin ruhig. Alle
2 Minuten kommt einer angeschissen und fragt, ob der Platz
neben mir noch frei ist und alle 60 Sekunden klingelt irgendwo
nervtötend ein Handy und es werden geistreiche Gespräche geführt
die alle ungefähr folgenden Inhalt haben: "Ich sitz jetzt
hier im Zug und wir fahren gleich in den Bahnhof ein!!!".
So Leuten wünscht man doch, daß sie vorm Zug sitzen und nicht
drinnen.
Ach
so, ich schreib da so vor mich hin und hab ganz vergessen,
wie ich überhaupt in diese missliche Lage gekommen bin in
der ich mich hier gerade befinde.
|
 |
Wir
hatten mal wieder ein Konzert in der Bad Muskauer "Turmvilla" und
da ich am darauf folgenden Montag keinen Urlaub nehmen konnte, haben
mich meine Bandkollegen in Dresden an den HBF gebracht, damit ich
von dort aus direkt nach Mannheim fahren kann, um Montag meiner
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen zu können.

Bei
Lockerungsübungen: Wastel,Ole,Olaf,Peter, Paule
|
Wie
immer gingen wir Freitag Abend vor der Reise zum "Schnitzeljugo"
ins "Alt Bretzenheim" um dort eine bäuerliche Riesenmahlzeit
zu uns zu nehmen. Leider hatten wir beim Packen der Instrumente
ein wenig getrödelt und mussten den Wirt fragen ob er uns um
22 Uhr noch ein Mahl kredenzen könne? Er sagte mit erschrockenem
Gesicht,"er müsse erst mal in der Küche nachfragen" und kam
nach 2 Minuten, von jugoslawischen Flüchen eines alten Waschweibes
begleitet mit den Speisekarten aus der Küche zurück (fehlte
nur noch die umgedrehte Suppenschüssel auf dem Kopf). |
Viel
spektakulärer als das Essen war die am Nachbartisch abhängende,
4köpfige Schaustellertruppe (1 Lady, 3 Gentlemen). Allein der Anblick
war göttlicher Natur. Die Mutter mit total eingefettetem Haupthaar,
der Dicke mit bunt volltätowierten Poppeyunterarmen (Spitzname:
Kirmesboxer), der Dünne (Schiffschaukelbremser) dessen zahnloses
Esszimmer das Characterdarstellerkinn noch betonte, trug eine klassische,
schlohweiße, Teddyboyfrisur und er hing auf seinem Stuhl wie ein
schluck Wasser in der Kurve. Der 3. Musketier -der Vater- adrett
gekleidet mit rosa Schlaghose, weißem Jacket, schwarzem Hemd und
geblümter Krawatte, sozusagen vom feinsten (Rotes Kreuz Kleidersammlung).
Der gefallene Engel mäckelte die ganze Zeit an ihrem Sohn Nr.1,
dem Schiffschaukelbremser, herum. In tiefstem meenzerich schwallte
sie Worte wie:"Herbert, hör' uff zu saufe, ich geb' dir gleich was
auf de' Kopp', mit euch geh ich nit' mehr fort!!". Während dessen
tat der Preisboxer dem Bremser kund, "Daß er ab sofort keinen Bruder
mehr hat, da dieser ihm seine Madame ausgespannt hat". Dieser wiederum,
faltete den Wirt auf DIN A 4 wie ihn dieser seit 20 Minuten auf
sein Bier warten ließ. Als sie dann auch noch anfingen, mitten im
Schlemmertempel nur unter zu hilfenahme des Spagats, mit hinter
dem Rücken verschränkten Armen, eine auf dem Boden abgestellte Fluppenschachtel
mit den Zähnen (im Fall des Schiffschaukelbremsers nur mit der Kauleiste)
aufzunehmen, haben wir uns kurzerhand dazu entschieden, die gesellige
Runde zu verlassen zumal am nächsten morgen um 6.30 Uhr die Nacht
vorbei sein sollte.
Boxberg
|
Mal
davon abgesehen, daß ich dank meines unzuverlässigen Weckers
beinahe verpennt hätte, klappte die Anreise sehr gut. Mit Wolken
am Himmel aber der Sonne im Herzen, einem wechselnden Musikprogramm
das sich von "Peter Paul Fenech" über "Slapshot", "Dem Chor
der Russischen Flotte" und "Truckstop" spannte düsten wir in
den tiefsten Osten um billig Kippen und Gartenzwerge zu kaufen
und nebenbei noch ein kleines Konzert zu geben. Bei Bautzen
links ab, geht es über Landstraße durch die schönen Naturparks
"Niedere Oberlausitz" und den "Spreewald" wo auch die bekannten
Gurken herkommen. Wirklich eine sehr schöne Landschaft , mit
Seen, der noch jungen Spree, verträumten Wäldern die mich spontan
an "Herr der Ringe" denken ließen und wie immer der Kulturschock
im letzten Drittel der Strecke, das Braunkohle Kraftwerk "Boxberg"
mit seinen 14 Kühltürmen und himmelhoch aufragenden Schornsteinen.
Immer wieder beeindruckend. |
In
Bad Muskau an der Turmvilla angekommen, erwartete uns freudestrahlend
unser Ole mit seinem neuen Marshall- Verstärker. Nach dem
Ausladen der Instrumente und dem leeren der ersten Flaschen
köstlichen Schwarzbier, begaben wir uns mit einem kleinen
Stoßtrupp über die Neiße nach Polen um die schon viel besungenen
billigen Kippen und Gartenzwerge zu kaufen. Schwer mit den
Schätzen des Orients beladen kehrten wir nach gut einer Stunde
an den Konzertort zurück und vergnügten uns eine weitere Stunde
mit dem anschließen unserer neuen Funkanlage für die Klampfen.
Als
dann alles klappte konnte der Soundcheck beginnen und als
wir gerade fertig waren, kamen auch schon die Leute unserer
Vorgruppe "Noxon". Hinter
diesem Namen, der eher an eine Hochzeitsgrillplatte in einem
griechischen Restaurant erinnert, verbirgt
sich eine
|
 |

Noxon
|
schlagkräftige
Truppe von 3 Herren, deren Vorabtape uns sehr gut gefallen
hat und deren Namen man sich auf jeden Fall merken sollte.
Gegen
20 Uhr war Einlass und um 22 Uhr legten Noxon los. Die Turmvilla
war gut gefüllt. Leider waren die Leute bei der Cottbus/Berliner-Band
etwas fußfaul, doch ändern tat sich das Ganze, als plötzlich
wie aus dem Nichts die Stagepurzler aus Leipzig wieder auftauchten.
Ich war echt platt, handelt es sich dabei also doch nicht
um einen Einzelfall. Nach gut einer Stunde hatten "Noxon"
ihr Set durch und wir bestellten die Bühne.
Um
23.30 ging es los und es hat wie im letzten Jahr gut hingehauen.
Beste Stimmung und Party wie man sie anscheinend nur an der
polnischen Grenze erleben kann, und die nach unserem 130-Minutengig
im hinteren Bühnenbereich unterbrechungsfrei weiter ging.
Mit
"Noxon" einen getrunken, den Rest vom kalten Buffet geplündert
und dummes Zeug gelabert.
|
Wie
mir am nächsten Tag berichtet wurde bin ich um 5 Uhr ins Bett
und so hab ich mich am nächsten Morgen auch gefühlt, als ich
im Zimmer namens "Sumpfblume" (Die Zimmer in dem zur Turmvilla
gehörenden Gästehaus haben keine Nummern sondern Blumennamen
und ich bekam dieses passende Gewächs zugewiesen) erwachte.
Ich hatte dieses mal übrigens, nach einer kurzen Tagung des
Bandrates, ein Einzelzimmer zugewiesen bekommen, weil sich
einzelne Kollegen wegen meines schon krankhaften Schnarchens
nach Alkoholgenuß beschwerten. Laut Wastel hat das allerdings
nicht viel gebracht, da er mich noch ein Stockwerk drunter
sägen hörte. Tja gelernt ist gelernt!!
Nach
dem reichlichen Frühstück und dem Einpacken unserer, durch
die letzten Konzerte total verwanzten Anlage (5 Bierdosentwists-starker-Belag),
fuhren wir in Richtung Heimat.
Wie
Anfangs schon berichtet setzten mich die Jungs in Dresden
HBF ab und es trennten sich unsere Wege.
|

Ole
und Wastel beim Früstück
|
Nachträglich
muss ich noch was zugeben. Ich hab auch im Zug telephoniert. Ich
wollte ja wissen ob es meinen Kollegen gut geht und wo sie sich
rumtreiben. Ich erwischte sie gerade in der Raststätte "Hörselgau"
und sie waren gerade am sinnieren ob es sich beim Geschäftsführer
der Raststätte wohl um einen "Hörselgauleiter" handelt. Bei einem
weitern Telephonat erreichte mich die Frage wieviel Ohm wohl Homberg/Ohm
habe? Ich denke das mit der Flasche Doppelkorn in der Scheibenwaschanlage
war keine gute Idee. Auf jeden Fall haben die Jungs am Telephon
im Hintergrund gekichert wie `ne ganze Mädchengrundschule. Schade
das ich nicht dabei sein konnte. Ich war um 22 Uhr in Mannheim,
die Jungs um halb eins in Mainz und ein weiteres geiles Wochenende
war vorbei.
Gruß an alle die dabei waren, an Burkhard Strelow (Dipl.-Kulturmanager),
"Noxon", die Stagepurzler und das ganze versoffene Volk.
Die warscheinlich bleicheste Oi!-Band der
Welt: SpringtOifel
vlnr.:Olaf, Wastel, Ole, Paule, Peter
Text:Olaf
Lektoren:
SpringtOifel
Fotos:Olaf
|